“Faszination Megalithen” – Eine Ausstellung und 3 D-Modelle
Megalithen sind die älteste erhaltene Architektur Europas und überdauerten einen Zeitraum von mehr als 5000 Jahren. Sie prägen noch heute vielfach die Kulturlandschaft, auch in Schleswig-Holstein. Im Laufe der Jahrtausende waren sie Orte von Glaube, Ritual, gemeinsamer Anstrengung und Abstammung.
Sie dienten den Menschen als Grabstätten sowie zur Markierung der Landschaft und von Herrschaftsbereichen. Sie waren und sind Teil von Mythen, Sagen und Filmen. Sie werden erforscht, gepflegt und zugänglich gemacht. Sie gehören zu unserem gemeinsamen europäischen Kulturerbe, das nicht nur die Geschichte
der Steinzeit erzählt, sondern bis in die Gegenwart strahlt.
Rekonstruktion eines Megalithgrabes in Originalgröße in der Ausstellung im Steinzeithaus
(2024).
Der Steinzeitpark Dithmarschen verbindet als Mitglied der Europäischen Route der Megalithkultur (www.megalithicroutes.eu) und als Partner des internationalen, vom “Creative Europe”-Programm geförderten Projektes RETOLD (www.retold.eu) die aktuellen Forschungsergebnisse zu den Megalithanlagen, die vor allem durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel gewonnen wurden, mit modernen digitalen Präsentationstechniken wie 3 D-Modellen in einer neuen Sonderausstellung.
In dieser Ausstellung zeigen wir die Bauweisen der Megalithen, ihre Bedeutung und ihre Nutzung, ihre verschiedenen Formen und ihre Bedeutung in der Urgeschichte in Norddeutschland und darüber hinaus.
Die Ausstellung besteht aus Informationstafeln, der Rekonstruktion eines Megalithgrabes (aus Styropor) in Originalgröße und mehreren 3 D-Modellen von verschiedenen Megalithanlagen.
Der “Brutkamp-Stein” in Albersdorf, als 3 D-Modell – der Druck ist mit Unterstützung des
RETOLD-Projektes ermöglicht worden.
Blick in die Vitrine mit den 3 D-Modellen vom Poppostein, von Missunde und von Waabs-
Karlsminde (von oben nach unten).
Die Daten für die 3 D-Modelle wurden vom Institut der Universität Kiel jeweils vor Ort erhoben und dann dem Albersdorfer Museum zur Verfügung gestellt, so dass die 3 D-Modelle ausgedruckt werden konnten und für die Darstellung auf der Homepage www.steinzeitpark dithmarschen.de zur Verfügung stehen.
Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und wird ab Mitte 2025 auch anderen Museen und Ausstellungshäusern zur Verfügung stehen.
Folgende Megalithgräber werden als 3 D-Drucke in der Ausstellung gezeigt:
KARLSMINDE, WAABS, KREIS RENDSBURG-ECKERNFÖRDE
Nicht weit von der Ostseeentfernt, präsentiert sich das„Langbett“ auch im Original in sehr gutem Zustand, nachdem es in den 1970er Jahren aufwendig restauriert wurde. In der 60m langen Grabanlage befinden sich 3 Grabkammern in Form von „Rechteckdolmen“.
POPPOSTEIN, SIEVERSTEDT, KREIS SCHLESWIG-FLENSBURG
Diese Megalithgrab ist vermutlich ein erweiterter Dolmen und datiert in die Zeit der Trichterbecherkultur. Ursprünglich bedeckte die Grabkammer noch ein zweiter Deckstein und das Grab war mit Erde überdeckt und bewachsen. Auf dem verbliebenen Deckstein mit einem Durchmesser von bis zu 2m, befinden sich 17 Schälchen, die im Modell nicht darstellbar waren. An den Längsseiten befinden sich je 2 Tragsteine, im Norden ein Schlussstein, im Süden deutet sich möglicherweise ein Gang an.
Seinen Namen erhielt der Stein basierend auf einer Sage. Bischof Poppo soll hier bekehrte Heiden getauft haben. Auch der dänischen König Harald Blauzahn wurde angeblich hier getauft.
Um die Anlage herum befinden sich 6 Grenzsteine. Sie tragen die Jahreszahl und das Wappen des damaligen Königs Friedrich VII. von Dänemark, der 1859 den Grabhügel kaufte.
Quelle: www.grosssteingraeber.de
MISSUNDE, GEMEINDE KOSEL, KREIS RENDSBURG-ECKERNFÖRDE
Das Ganggrab von Missunde befand sich original in einem mit Randsteinen eingefassten
Rundhügel. Der Durchmesser betrug ca. 30 bis 35 m bei einer Höhe von mindestens 3 m. Der südliche Hügelteil wurde im Jahre 1842 abgetragen und die 5,25 m lange Kammer ausgeräumt.
Der Gang befindet sich auf der südlichen Längsseite. Er soll 1842 noch fast sieben Meter lang gewesen sein.
Heute sind nur noch wenige Gangsteine übrig, aber Grabungen im Jahre 1961 weisen Standspuren über eine größere Länge nach.
Ein fehlender Tragstein wurde bei der Restaurierung duch ein Decksteinfragment ersetzt und zwei der nicht mehr in ihrer Originalposition befindlichen Decksteine wurden aus Sicherheitsgründen auf dem schmaleren Ostteil der Kammer abgelegt.
Die Anlage stammt aus der jüngeren Steinzeit und wurde um 3.200 v.u.Z. erbaut. Quelle: www.grosssteingraeber.de
BRUTKAMP, ALBERSDORF, KREIS DITHMARSCHEN
Durch sein Lage, unmittelbar im Ort und den mit 23 t Gewicht größten Deckstein in Schleswig-Holstein, ist der Brutkamp, hierzulande, eines der bekanntesten Großsteingräber.
Die Modelle sind per 3D Druck gefertigt. Um solch einen Druck möglich zu machen, ist eine detaillierte Vermessung unerlässlich. Vermessung und Datenvorlage: Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel.
Ausführung der 3D Modelle: Melting Plot GmbH, Kiel.
Literatur zur Ausstellung:
Kelm, Rüdiger, mit Hans-Rudolf Bork und Sönke Hartz. Steinzeit in Schleswig-Holstein
– Eine historische Landeskunde. Husum, 2019.
LWL-Museum für Archäologie (ed.).
Kathedralen der Steinzeit. Stonehenge und die
Megalithkulturen in Europa. Archäologie in Deutschland,
Sonderheft 22 / 2021.
Darmstadt, 2021.
Müller, Johannes.
Großsteingräber – Grabenwerke – Langhügel.
Frühe Monumentalbauten Mitteleuropas.
Archäologie in Deutschland,
Sonderheft 11/2017.
Darmstadt, 2017.