Megalithroute
Formen und Funktionen der Megalithgräber
Der Steinzeitpark Dithmarschen ist seit 2014 Mitglied der vom Europarat anerkannten Europäischen Kulturroute der Megalithkultur „Megalithic Routes“. Weitere Informationen im Flyer zum Download und unter www.megalithicroutes.eu.
Im Volksmund werden Großsteingräber oft als „Hünengräber“ bezeichnet. Dies hat seine Erklärung in der veralteten Vorstellung vergangener Zeiten, dass solch gewaltige Anlagen mit z. T. tonnenschweren Findlingen eben nur von „Hünen“, also „Riesen“, errichtet worden sein können. Man hielt sie für Plätze, an denen die „Hünen“ ihre Toten bestatteten oder auch für Opferplätze.
Die Großsteingräber sind eine Erscheinung, die sich entlang der Atlantikküste bis in den mediterranen Raum hinein nachweisen und sich im mittel- und osteuropäischen Binnenland nicht finden lassen. Auch scheinen sie nicht weiter als 400 km von der Küste entfernt im Landesinneren errichtet worden zu sein. Das wesentlich ältere westeuropäische Megalithikum, das insgesamt reicher und vielgestaltiger ist, scheint generell betrachtet die Ursprungsregion für die Verbreitung der megalithischen Idee nach Mitteleuropa gewesen zu sein. In Norddeutschland stammen die meisten Großsteingräber aus den mittleren Abschnitten des Neolithikums von ca. 3.500 v. Chr. bis 2.900 v. Chr. Innerhalb Schleswig-Holsteins zeichnet sich der Ostseeküstenbereich als primäres Ausgangsgebiet für die Verbreitung der Anlagen ab. Nur hier finden sich die älteren, so genannten Urdolmen, die für die Bestattung lediglich einer Person gedacht waren.
Die Stationen
Der Brutkamp – Der größte Deckstein von ganz Schleswig-Holstein!
Beim Großsteingrab „Brutkamp“ handelt es sich um eines der bedeutendsten und bekanntesten archäologischen Denkmäler im Kreis Dithmarschen. Es besitzt den größten Einzeldeckstein eines Großsteingrabes in Schleswig-Holstein und ist damit auch überregional von kulturgeschichtlicher Bedeutung. Eine neue Messung hat – nach vielen Spekulationen und unterschiedlichen Angaben in der Literatur – ein genaues Gewicht des „Brutkampsteins“ von knapp 23 Tonnen ergeben. Nähert sich der/die Besucher:in heute der Anlage, die in einem kleinen parkartigen Gelände eingefügt ist und von teilweise sehr alten Linden hainartig umgeben wird, kann er/sie noch immer den Zauber und die Faszination dieser monumentalen Grabanlage erleben, welche die Steinzeitmenschen vor über 5.000 Jahren mit großer Mühe als „Haus für die Toten für die Ewigkeit“ erbaut haben. Da es sich allgemein bei den Großsteingräbern um die älteste erhaltene Architektur Mitteleuropas handelt, kann man heute rückschauend sogar sagen, dass ihnen dies bisher gelungen ist.
Beim Brutkamp handelt es sich um einen „erweiterten Polygonaldolmen“, der im Südosten an einer Schmalseite der großen (deshalb „erweiterten“) mehreckigen (deshalb „polygonalen“) Grabkammer einen Eingang aufweist. Von dem Gang sind noch die Oberseiten der Tragsteine der ehemals mit Decksteinen abgedeckten schmalen Zuwegung erhalten und – obwohl leicht verrückt – gut sichtbar. Auf sechs mächtigen, max. 60 cm aus der Erde ragenden Tragsteinen ruht der gewaltige Deckstein, der einen Umfang von 9,80 m besitzt. Die Zwischenräume der Tragsteine waren zur Zeit der Erbauung der Grabanlage mit plattigem Trockenmauerwerk ausgefüllt. Das Megalithgrab liegt in einem heute flachen Hügelrest von ca. 15 m Durchmesser und etwa einem Meter Höhe. Aus dem Rundhügel ragen noch einige größere Steine heraus, die möglicherweise die ursprüngliche Steineinfassung des Hügel markieren. Die kleineren Feld- oder Rollsteine in der Nähe der Grabkammer weisen darauf hin, dass beim Bau des Erdhügels wohl auch eine Schicht aus rundlichen Steinen eingebracht wurde. Die Grabkammer, die einen Boden aus Rollsteinen und einer darauf ausgelegten Schicht aus gebrannten Feuersteinsplittern aufgewiesen haben dürfte, ist heute zum großen Teil verfüllt. Wahrscheinlich war sie zur Zeit der Erbauung und Nutzung so tief, dass man zumindest gebückt in ihr stehen konnte. Die Grabkammer wird nach ihrer Errichtung während der Trichterbecherzeit vor ca. 5.500 Jahren regelmäßig zu bestimmten (Fest-)Tagen geöffnet und die Verstorbenen bzw. ihre Gebeine hineingebracht worden sein.
Im Jahr 2009 hat es zum ersten Mal eine kleinere archäologische Ausgrabung im Brutkamp gegeben, wo unter Leitung von Dr. Hauke Dibbern vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel ein Abschnitt im Eingangsbereich des Brutkamp ergraben werden konnte. Dabei konnte der genaue Schichtaufbau des Hügels mit mindestens fünf verschiedenen Bauphasen ermittelt werden. Außerdem wurde die Datierung der frühesten Anlage um über 400 Jahre älter, die mit nun ca. 3.600 v. Chr. angegeben werden kann. Funde von Keramik, Flintgeräten und auch eine Bernsteinperle zeigen die verschiedenen Nutzungsphasen des Großsteingrabes an. Eine Besonderheit war der Fund eines sog. Schalensteins, der als Deckstein für den Zugang zur Grabkammer gedient haben dürfte und in der Dauerausstellung im Albersdorfer Museums zu sehen ist.
Der Schalenstein von Bunsoh – ein einzigartiges Denkmal in Deutschland
Der größte und bekannteste der mindestens sechs bekannten Albersdorfer Schalensteine, ist der große Schalenstein aus Bunsoh. Der Meldorfer Amtsgerichtsrat Westedt fand ihn 1874 durch eine Ausgrabung am Hügel. Eine Baumsargbestattung der älteren Bronzezeit lag über dem eigentlichen Megalithgrab, welches erst später durch eine weitere Ausgrabung 1908 von C. Rothmann sachgemäß dokumentiert wurde. Der Schalenstein ist der westliche von drei Decksteinen des Ganggrabes, einer „Holsteiner Kammer“. Das Grab ist exakt Ost-West ausgerichtet und besitzt einen Gang nach Südosten, der heute nicht mehr erkennbar ist. Der Sandstein misst 2,48 m in der Länge, 1,85 m in der Breite und 1,12 m in der Höhe. Die Motive auf dem Stein sind außergewöhnlich: Es lassen sich weit über 200 Schalen zählen, außerdem ein deutliches Radkreuz und ein Schalen-Kreismotiv. Des Weiteren befinden sich zwei Handpaare, deren Handflächen ebenso aus Schälchen bestehen und ein einzelner Fuß auf der Oberseite des Decksteins.
Ob es sich bei zwei anderen langschmalen Vertiefungen um Füße handelt, ist nicht sicher festzustellen. Dieser Stein weist außerdem einige Rinnen auf, die mehrere Schalen verbinden. Die Datierung des Schalensteins ist recht unsicher. Die Keramikfunde aus dem Grab datieren nach neuen Untersuchungen in die Denghoog-Stufe, stammen also aus der Trichterbecherzeit. Sie sagen allerdings nichts über die Entstehungszeit des Grabes an sich aus. Offiziell wird das Grab zwischen 3500-3200 v. Chr. datiert, wobei die jüngere Bestattung in die Zeit um 1700 v. Chr. zu setzen ist. In der Zeit zwischen ca. 3.000 v. Chr. und 1.700 v. Chr. müssen die Verzierungen angebracht worden sein. Warum nur dieser Stein verziert ist und die benachbarten Decksteine unverziert blieben, ist eine weitere interessante Frage.
Die Albersdorfer Steine zählen zusammen mit denen anderen aus Schleswig-Holstein zum nordischen Verbreitungskreis der Felsbilder. In Norddeutschland und Dänemark sind Schälchen bei weitem das häufigste Motiv, wobei sie meist auf der Oberseite (Schauseite) von Decksteinen vorkommen. Dabei wurde jeweils regulär nur ein Stein zur Verzierung ausgewählt. Auch das Radkreuz-Motiv und Schalen-Kreismotiv sind in Dänemark ähnlich oft auf den Steinen zu sehen wie in Norddeutschland. Da die dänischen Exemplare jedoch weitaus öfter durch Beifunde datiert werden können, bietet sich hier eine Vergleichsmöglichkeit für die Datierung der Schalensteine. Handdarstellungen aus Dänemark weichen vollständig von der norddeutschen Darstellungsweise ab. Füße sind zwar ähnlich dargestellt, kommen bei uns aber nur selten vor. Des Weiteren konnte die Theorie aufgestellt werden, dass breite Rinnenmotive, welche zwei Schalen verbinden, auch für Füße stehen könnten.
Über die Bedeutung der Schalensteine liegen bisher keine sicheren Erkenntnisse vor. Man vermutet zum einen, dass die Steine für einen Fruchtbarkeitskult gedient haben könnten. Zum anderen könnten sie als Flächen für den Ausdruck von Kreativität fungiert haben, da kaum andere Flächen zur Verfügung standen, die nicht aus vergänglichem Material bestanden. Ein weiterer Aspekt betrifft das Gesteinsmehl, welches als Abfallprodukt bei der Steinbearbeitung anfällt. Dieses soll eine heilende Wirkung besitzen, welche in zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln bereits diskutiert wurde. Vor allem Handwerker:innen würden auch heutzutage noch den Steinstaub zur Desinfektion und schnelleren Heilung von Wunden nutzen. Die Schalen wären demnach nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Eine weitere Tatsache ist, dass bis heute noch einige Kulturen Blutopfer auf solchen Schalensteinen durchführen. Dies gibt uns jedoch keinen direkten Hinweis darauf, welchen Zweck die Steine damals gehabt haben. Ein kultischer Zweck ist jedoch anzunehmen. Die Beziehungen zu einer Art Sonnenkult oder Wachstumskult sind recht deutlich, da sowohl Sonnensymbole, als auch Geschlechtssymbole eine große Rolle in dem Motivspektrum der Schalensteine spielen. Dabei geht man davon aus, dass Rinnen männliche und einfache Schalen oder Ritzen weibliche Geschlechtsteile symbolisieren könnten. Allerdings sollte man sich gerade bei einem so komplexen Thema, wie der Bedeutung der Schalensteine keine voreiligen Interpretationsversuche erlauben. Hier sind noch einige Forschungsfragen zu beantworten. Diese Felsbilder Nordeuropas sind insgesamt großartige Zeugnisse vergangener Kulturen, die noch keine Schriftlichkeit besaßen und sich auf andere Weise ausdrücken wollten.
Die „Dellbrücker Kammer“ in Bargenstedt
Das gut erhaltene Großsteingrab von Dellbrück wurde kurz vor 1850 freigelegt. Funde sind aus dieser Ausgrabung nicht überliefert. Die außen umherliegenden Findlinge scheinen zum Steinkreis des zugehörigen Rundhügels zu gehören. Die Kammer selbst ist ein großer Dolmen ohne Gang. Dass die Kammer für viele Bestattungen gedacht war, wird aus dem halbhohen Eintrittsstein an der hinteren Stirnseite deutlich. Die Lücke darüber müssen wir uns mit einer bei Bedarf leicht zu öffnenden Trockenmauer verschlossen vorstellen.
Heute existiert nur ein sehr kleiner Teil der ehemals vielleicht um die hundert Großsteingräber in Dithmarschen – entweder als mehr oder weniger erhaltene Ruinen oder restauriert wie das Ganggrab von Linden-Pahlkrug. Nimmt man die erhaltenen Erddämme, ausgepflügte Kammerbodenbeläge aus geglühtem Flint sowie die Nachrichten über inzwischen verschwundene Grabkammern hinzu, ergeben sich mehr als 50 Belege für die Dithmarscher Geest, wozu noch eine unbekannte Zahl von Kammern zu rechnen ist, von denen wir weder Nachricht noch Spuren haben. Dabei haben sich die Kammern in abgelegenen Gebieten besser erhalten, dort, wo sie weit von den größeren Orten und der Marsch mit ihrem hohen Bedarf an Steinen entfernt waren und so seltener ein Opfer professioneller Steinschläger wurden.
Sicher ist es, dass die Kammern eine Funktion beim Totenkult hatten und dass zumindest die in Dithmarschen vertretenen Kammertypen von vornherein für mehrfache Belegungen errichtet waren, aber die Einzelheiten sind in der Forschung durchaus umstritten. Möglicherweise hat es sich eher um Beinhäuser als um Gräber gehandelt; man muss damit rechnen, dass ein Teil des Totenkults, vielleicht mit einer Art vorläufiger Bestattung, woanders stattgefunden hat.
Man unterscheidet verschiedene Bauweisen der Großsteingräber, die sich zeitlich wahrscheinlich überschneiden. Durchschnittlich älter sind die Dolmen, die entweder wie die Vieleckdolmen (Albersdorf-Brutkamp) nur einen Deckstein haben oder mehrere Decksteine mit entweder einem Gang, der längs an die Kammer angesetzt ist (Albersdorf-Papenbusch) oder keinem Gang, aber einem halbhohen Eintrittsstein (Bargenstedt-Dellbrück). Etwas verwirrend mag es erscheinen, wenn man von Ganggräbern nur spricht, wenn der Gang quer (Bunsoh, Linden-Pahlkrug) oder schräg (Schalkholz-Vierth) an die Kammer angesetzt war; diese Gräber sind im Schnitt jünger. Unter den Ganggräbern unterscheidet man wiederum Holsteiner Kammern mit rechteckigem Grundriss (Bunsoh) von „nordischen“ Ganggräbern mit ovalem Grundriss (Linden-Pahlkrug, Schalkholz-Vierth). Während Dolmen entweder von langgestreckten („Langbetten“) oder runden Grabhügeln, jeweils mit großen Steinen eingefasst, umgeben waren, ist für die Dithmarscher Ganggräber nur die Einfassung in Rundhügel belegt. Gemeinsam ist allen Grabkammern die Ausrichtung der Steine in der Art, dass die glatten Seiten möglichst innen waren, die Ausmauerung der Zwischenräume mit mehr oder weniger plattigem Trockenmauerwerk sowie die Bodenschüttung aus weißgeglühtem scharfkantigem Feuersteinschotter, unter dem ein Bodenpflaster aus Steinplatten (Schalkholz-Vierth) oder Rollsteinen (Linden-Pahlkrug) liegen kann.
Manchmal scheint sich ein Bezug von Siedlungen und Gräbergruppen abzuzeichnen. Zur Siedlungsstelle Weddingstedt-Süderglin könnte die Grabkammer „Steenoben“ im Kreisforst nördlich von Ostrohe-Kringelkrug gehören, zur Siedlungsstelle Fedderingen-Lohbarg eine überpflügte ehemalige Gräbergruppe zwischen Hennstedt und Fedderingen, zu Hohenheide ein überpflügtes ehemaliges Langbett in der Nähe sowie zu Friedrichshof ein schon der Steine beraubtes Langbett, was anlässlich der Erweiterung des Hopener Flugplatzes ausgegraben wurde.
Der Dolmen im Albersdorfer Kurpark (Papenbusch)
Die beeindruckenden Megalithgräber gehören zu den bis heute nachweisbaren Spuren der frühen Bauern. Die Großsteingräber sind in das ausgehende Frühneolithikum und vor allem in das frühe Mittelneolithikum zu datieren und wurden als Bestattungsplätze für ganze Siedlungsgemeinschaften genutzt; sie sind die ältesten erhaltenen und auch heute teilweise noch das Bild der Landschaft prägenden Anlagen aus der Urgeschichte in unserer Region. Der Brutkamp gehört dabei mit einem Alter von ca. 5.600 Jahren zu den älteren Megalithbauten an der Westküste Schleswig-Holsteins. Im gesamten Amtsbereich Mitteldithmarschen ist lediglich der kleine Dolmen im Albersdorfer Kurpark „Papenbusch“ geringfügig älter.
Alle anderen siebenundzwanzig, aus dem Kirchspiel Albersdorf bekannten Großsteingräber sind – soweit noch beurteilbar – vermutlich etwas jünger. Für ihre Anlage scheint eine Hangsituation wichtig gewesen zu sein bzw. anders gesagt: Anhöhen und Niederungen wurden offensichtlich gemieden. Im Verbreitungsbild der Großsteingräber in Dithmarschen bilden die Albersdorfer Rechteck- und Polygonaldolmen durch ihre Zahl und Erhaltung bzw. moderne Wiederherstellung einen eindrucksvollen Schwerpunkt. Falls die Megalithanlagen – wie in anderen Regionen nachgewiesen – die damaligen Siedlungsregionen regelrecht „einrahmen“, ließe sich daraus ein ungefähres Bild der Ausdehnung der mittelneolithischen Albersdorfer Kulturlandschaft gewinnen.
Das Großsteingrab von Frestedt im Albersdorfer Steinzeitpark
Zur denkmalpflegerischen Tätigkeit im weiteren Sinne gehört auch der Wiederaufbau bzw. die Wiederherstellung von archäologischen Anlagen. So ist das Großsteingrab von Frestedt im Südwesten des Steinzeitparks wieder neu erstanden. Bei der Anlage aus Frestedt, das ca. 15 km südwestlich von Albersdorf ebenfalls auf der Dithmarscher Geest liegt, handelt es sich um die kleine Kammer eines erweiterten Dolmens, der in nordwest-südöstlicher Richtung ausgerichtet war. Bis 1964 befanden sich die sechs, stark nach innen geneigten Standsteine in situ. Das Grab wurde insgesamt zwei Mal untersucht, zuerst 1934 durch C. Rothmann und schließlich 1964 durch C. Ahrens. Die Maße der Grabkammer betrugen 2,3 x 1,25 Meter, die beiden ursprünglich vorhandenen Decksteine fehlten. Das Bodenpflaster der ca. 30 cm in den Boden eingetieften Grabkammer bestand aus kleinen Kopfsteinen, darüber lag eine dünne Schicht mit gebranntem Flint. Die Zwischenräume der Standsteine waren mit sauber geschichteten Quarzitplatten verfüllt. Nach außen schloss sich eine feste Packung aus fettem Ton an, die durch schuppenartig aufgelegte Steinplatten und Rollsteine stabilisiert wurde.
Da die Oberkante des Standsteins an der südlichen Schmalseite ca. 30 cm tiefer lag als die anderen Standsteine, vermutet der Ausgräber hier den Einstieg in das Grab. Der Grabhügel, der ursprünglich wohl nur bis zu den Decksteinen aufgehöht war, wurde am Hügelfuß von außen mit Feldsteinen verkeilt. Um den gesamten Hügel herum befand sich möglicherweise ein „Kranz kleinerer Feuermulden“. Als Funde konnten ein geschliffenes dünnackiges Flintbeil in der Grabkammer und mehrere Kleinfunde wie eine Bernsteinperle, Klingen und Abschläge in der Hügelschüttung entdeckt werden. Nach Abschluss der Grabung von 1964 wurden die Steine von dem/der Besitzer:in am Rand der landwirtschaftlich genutzten Parzelle zusammengeschoben, wo sie beinahe in Vergessenheit gerieten. Erst Mitte der 1970er Jahren wurden die Findlinge nach Heide zum Museum für Dithmarscher Vorgeschichte gebracht, wo sie aber aus statischen Gründen nicht in der Ausstellung gezeigt werden konnten. Seit dem Jahr 2000 steht das Grab wieder aufgebaut in Albersdorf, die Steine sind in ihrem ursprünglichen Zusammenhang errichtet, das Trockenmauerwerk und die Erdaufschüttung des Grabhügels wurden ergänzt. Abschließend wurde ein großer, flacher Findling als Deckstein, der die halbe Weite der Grabkammer bedeckt, neu aufgesetzt.
Der neue Standort des Grabes entspricht in topographischer Hinsicht dem Frestedter Gelände recht gut; an beiden Orten befand bzw. befindet sich das Grab auf einem leicht abfallenden Hang. Der neue Erdhügel mit einem Durchmesser von ca. 10 Metern und einem den Hügelfuß umgebenden „Kranz“ aus Feldsteinen ist von weitem gut zu sehen und lässt damit seine ursprüngliche Raumwirkung erahnen.
Das Großsteingrab von Schalkholz-Vierth in Heide
Das wiedererrichtete Großsteingrab von Schalkholz befindet sich heute in Heide, und zwar den Parkanlagen zwischen Wasserturm und ZOB. Die Umsetzung der an ihrem ursprünglichen Standort im Erhalt gefährdeten Anlage fand in den 1980er Jahren unter Aufsicht des Museums für Dithmarscher Vorgeschichte statt. Heute existiert nur ein sehr kleiner Teil der ehemals vielleicht um die hundert Großsteingräber in Dithmarschen – entweder als mehr oder weniger erhaltene Ruinen oder restauriert wie das Ganggrab von Linden-Pahlkrug. Nimmt man die erhaltenen Erddämme, ausgepflügte Kammerbodenbeläge aus geglühtem Flint sowie die Nachrichten über inzwischen verschwundene Grabkammern hinzu, ergeben sich mehr als 50 Belege für die Dithmarscher Geest, wozu noch eine unbekannte Zahl von Kammern zu rechnen ist, von denen wir weder Nachricht noch Spuren haben. Dabei haben sich die Kammern in abgelegenen Gebieten besser erhalten, dort, wo sie weit von den größeren Orten und der Marsch mit ihrem hohen Bedarf an Steinen entfernt waren und so seltener ein Opfer professioneller Steinschläger wurden.
Sicher ist es, dass die Kammern eine Funktion beim Totenkult hatten und dass zumindest die in Dithmarschen vertretenen Kammertypen von vornherein für mehrfache Belegungen errichtet waren, aber die Einzelheiten sind in der Forschung durchaus umstritten. Möglicherweise hat es sich eher um Beinhäuser als um Gräber gehandelt; man muss damit rechnen, dass ein Teil des Totenkults, vielleicht mit einer Art vorläufiger Bestattung, woanders stattgefunden hat.
Man unterscheidet verschiedene Bauweisen der Großsteingräber, die sich zeitlich wahrscheinlich überschneiden. Durchschnittlich älter sind die Dolmen, die entweder wie die Vieleckdolmen (Albersdorf-Brutkamp) nur einen Deckstein haben oder mehrere Decksteine mit entweder einem Gang, der längs an die Kammer angesetzt ist (Albersdorf-Papenbusch) oder keinem Gang, aber einem halbhohen Eintrittsstein (Bargenstedt-Dellbrück). Etwas verwirrend mag es erscheinen, wenn man von Ganggräbern nur spricht, wenn der Gang quer (Bunsoh, Linden-Pahlkrug) oder schräg (Schalkholz-Vierth) an die Kammer angesetzt war; diese Gräber sind im Schnitt jünger. Unter den Ganggräbern unterscheidet man wiederum Holsteiner Kammern mit rechteckigem Grundriss (Bunsoh) von „nordischen“ Ganggräbern mit ovalem Grundriss (Linden-Pahlkrug, Schalkholz-Vierth). Während Dolmen entweder von langgestreckten („Langbetten“) oder runden Grabhügeln, jeweils mit großen Steinen eingefasst, umgeben waren, ist für die Dithmarscher Ganggräber nur die Einfassung in Rundhügel belegt. Gemeinsam ist allen Grabkammern die Ausrichtung der Steine in der Art, daß die glatten Seiten möglichst innen waren, die Ausmauerung der Zwischenräume mit mehr oder weniger plattigem Trockenmauerwerk sowie die Bodenschüttung aus weißgeglühtem scharfkantigem Feuersteinschotter, unter dem ein Bodenpflaster aus Steinplatten (Schalkholz-Vierth) oder Rollsteinen (Linden-Pahlkrug) liegen kann.
Manchmal scheint sich ein Bezug von Siedlungen und Gräbergruppen abzuzeichnen. Zur Siedlungsstelle Weddingstedt-Süderglin könnte die Grabkammer „Steenoben“ im Kreisforst nördlich von Ostrohe-Kringelkrug gehören, zur Siedlungsstelle Fedderingen-Lohbarg eine überpflügte ehemalige Gräbergruppe zwischen Hennstedt und Fedderingen, zu Hohenheide ein überpflügtes ehemaliges Langbett in der Nähe sowie zu Friedrichshof ein schon der Steine beraubtes Langbett, was anläßlich der Erweiterung des Hopener Flugplatzes ausgegraben wurde.
Das „Bett der Riesen“ im Bredenhoop
Das sog. Riesen- oder Langbett wurde 1954 auf der Grundlage einer kleinen Grabungskampagne teilrekonstruiert. Es handelt sich hier um einen Erddamm mit randlich angeordneten Findlingen, der als Besonderheit einen schwach trapezförmigen Grundriss aufweist. Von der ehemaligen Grabkammer des erweiterten Dolmens sind noch vier Tragsteine vorhanden. Auch diese Anlage scheint als „Platz mit Tradition“ in verschiedenen Phasen der Urgeschichte mehrfach sekundär genutzt worden zu sein. Die Funde eines Schalensteins, einer Flintsichel im Südosten der Hügelschüttung und einer vermutlich eisenzeitlichen „Urne mit Ornament“ deuten dies an. Dieses Langbett wurde ebenso wie die westlich benachbarte Anlage aus Sicherungsgründen auf dem Denkmal selber und in einem Umkreis von 10 m von Baum- und Buschbewuchs befreit.
Das besterhaltene Großsteingrab Westholsteins in Linden-Pahlkrug
Das gut erhaltene Großsteingrab von Linden (Ortsteil Pahlkrug) liegt in einem restaurierten Grabhügel; in dieser quasi authentischen Form handelt es sich hier um das am besten erhaltene Großsteingrab in Westholstein. Heute existiert nur ein sehr kleiner Teil der ehemals vielleicht um die hundert Großsteingräber in Dithmarschen – entweder als mehr oder weniger erhaltene Ruinen oder restauriert wie das Ganggrab von Linden-Pahlkrug. Nimmt man die erhaltenen Erddämme, ausgepflügte Kammerbodenbeläge aus geglühtem Flint sowie die Nachrichten über inzwischen verschwundene Grabkammern hinzu, ergeben sich mehr als 50 Belege für die Dithmarscher Geest, wozu noch eine unbekannte Zahl von Kammern zu rechnen ist, von denen wir weder Nachricht noch Spuren haben. Dabei haben sich die Kammern in abgelegenen Gebieten besser erhalten, dort, wo sie weit von den größeren Orten und der Marsch mit ihrem hohen Bedarf an Steinen entfernt waren und so seltener ein Opfer professioneller Steinschläger wurden.
Sicher ist es, dass die Kammern eine Funktion beim Totenkult hatten und dass zumindest die in Dithmarschen vertretenen Kammertypen von vornherein für mehrfache Belegungen errichtet waren, aber die Einzelheiten sind in der Forschung durchaus umstritten. Möglicherweise hat es sich eher um Beinhäuser als um Gräber gehandelt; man muss damit rechnen, dass ein Teil des Totenkults, vielleicht mit einer Art vorläufiger Bestattung, woanders stattgefunden hat.
Man unterscheidet verschiedene Bauweisen der Großsteingräber, die sich zeitlich wahrscheinlich überschneiden. Durchschnittlich älter sind die Dolmen, die entweder wie die Vieleckdolmen (Albersdorf-Brutkamp) nur einen Deckstein haben oder mehrere Decksteine mit entweder einem Gang, der längs an die Kammer angesetzt ist (Albersdorf-Papenbusch) oder keinem Gang, aber einem halbhohen Eintrittsstein (Bargenstedt-Dellbrück). Etwas verwirrend mag es erscheinen, wenn man von Ganggräbern nur spricht, wenn der Gang quer (Bunsoh, Linden-Pahlkrug) oder schräg (Schalkholz-Vierth) an die Kammer angesetzt war; diese Gräber sind im Schnitt jünger. Unter den Ganggräbern unterscheidet man wiederum Holsteiner Kammern mit rechteckigem Grundriss (Bunsoh) von „nordischen“ Ganggräbern mit ovalem Grundriß (Linden-Pahlkrug, Schalkholz-Vierth). Während Dolmen entweder von langgestreckten („Langbetten“) oder runden Grabhügeln, jeweils mit großen Steinen eingefasst, umgeben waren, ist für die Dithmarscher Ganggräber nur die Einfassung in Rundhügel belegt. Gemeinsam ist allen Grabkammern die Ausrichtung der Steine in der Art, dass die glatten Seiten möglichst innen waren, die Ausmauerung der Zwischenräume mit mehr oder weniger plattigem Trockenmauerwerk sowie die Bodenschüttung aus weißgeglühtem scharfkantigem Feuersteinschotter, unter dem ein Bodenpflaster aus Steinplatten (Schalkholz-Vierth) oder Rollsteinen (Linden-Pahlkrug) liegen kann.
Manchmal scheint sich ein Bezug von Siedlungen und Gräbergruppen abzuzeichnen. Zur Siedlungsstelle Weddingstedt-Süderglin könnte die Grabkammer „Steenoben“ im Kreisforst nördlich von Ostrohe-Kringelkrug gehören, zur Siedlungsstelle Fedderingen-Lohbarg eine überpflügte ehemalige Gräbergruppe zwischen Hennstedt und Fedderingen, zu Hohenheide ein überpflügtes ehemaliges Langbett in der Nähe sowie zu Friedrichshof ein schon der Steine beraubtes Langbett, was anlässlich der Erweiterung des Hopener Flugplatzes ausgegraben wurde.
Der „Steenoben“ von Ostrohe-Kringelkrug bei Heide
Das „Steenoben“ (Steinofen) genannte Großsteingrab von Ostrohe befindet sich in den „Kreistannen“ am Nordende des Dorfes, in unmittelbarer Nähe der Landstraße nach Weddingstedt. Heute existiert nur ein sehr kleiner Teil der ehemals vielleicht um die hundert Großsteingräber in Dithmarschen – entweder als mehr oder weniger erhaltene Ruinen oder restauriert wie das Ganggrab von Linden-Pahlkrug. Nimmt man die erhaltenen Erddämme, ausgepflügte Kammerbodenbeläge aus geglühtem Flint sowie die Nachrichten über inzwischen verschwundene Grabkammern hinzu, ergeben sich mehr als 50 Belege für die Dithmarscher Geest, wozu noch eine unbekannte Zahl von Kammern zu rechnen ist, von denen wir weder Nachricht noch Spuren haben. Dabei haben sich die Kammern in abgelegenen Gebieten besser erhalten, dort, wo sie weit von den größeren Orten und der Marsch mit ihrem hohen Bedarf an Steinen entfernt waren und so seltener ein Opfer professioneller Steinschläger wurden.
Sicher ist es, dass die Kammern eine Funktion beim Totenkult hatten und dass zumindest die in Dithmarschen vertretenen Kammertypen von vornherein für mehrfache Belegungen errichtet waren, aber die Einzelheiten sind in der Forschung durchaus umstritten. Möglicherweise hat es sich eher um Beinhäuser als um Gräber gehandelt; man muss damit rechnen, dass ein Teil des Totenkults, vielleicht mit einer Art vorläufiger Bestattung, woanders stattgefunden hat.
Man unterscheidet verschiedene Bauweisen der Großsteingräber, die sich zeitlich wahrscheinlich überschneiden. Durchschnittlich älter sind die Dolmen, die entweder wie die Vieleckdolmen (Albersdorf-Brutkamp) nur einen Deckstein haben oder mehrere Decksteine mit entweder einem Gang, der längs an die Kammer angesetzt ist (Albersdorf-Papenbusch) oder keinem Gang, aber einem halbhohen Eintrittsstein (Bargenstedt-Dellbrück). Etwas verwirrend mag es erscheinen, wenn man von Ganggräbern nur spricht, wenn der Gang quer (Bunsoh, Linden-Pahlkrug) oder schräg (Schalkholz-Vierth) an die Kammer angesetzt war; diese Gräber sind im Schnitt jünger. Unter den Ganggräbern unterscheidet man wiederum Holsteiner Kammern mit rechteckigem Grundriss (Bunsoh) von „nordischen“ Ganggräbern mit ovalem Grundriß (Linden-Pahlkrug, Schalkholz-Vierth). Während Dolmen entweder von langgestreckten („Langbetten“) oder runden Grabhügeln, jeweils mit großen Steinen eingefasst, umgeben waren, ist für die Dithmarscher Ganggräber nur die Einfassung in Rundhügel belegt. Gemeinsam ist allen Grabkammern die Ausrichtung der Steine in der Art, daß die glatten Seiten möglichst innen waren, die Ausmauerung der Zwischenräume mit mehr oder weniger plattigem Trockenmauerwerk sowie die Bodenschüttung aus weißgeglühtem scharfkantigem Feuersteinschotter, unter dem ein Bodenpflaster aus Steinplatten (Schalkholz-Vierth) oder Rollsteinen (Linden-Pahlkrug) liegen kann.
Manchmal scheint sich ein Bezug von Siedlungen und Gräbergruppen abzuzeichnen. Zur Siedlungsstelle Weddingstedt-Süderglin könnte die Grabkammer „Steenoben“ im Kreisforst nördlich von Ostrohe-Kringelkrug gehören, zur Siedlungsstelle Fedderingen-Lohbarg eine überpflügte ehemalige Gräbergruppe zwischen Hennstedt und Fedderingen, zu Hohenheide ein überpflügtes ehemaliges Langbett in der Nähe sowie zu Friedrichshof ein schon der Steine beraubtes Langbett, was anlässlich der Erweiterung des Hopener Flugplatzes ausgegraben wurde.
Ihr wissenschaftlicher Name „Megalithgrab“ stammt aus dem Griechischen (megas: groß; lithos: Stein) und erklärt sich durch ihre Bauform: Sie bestehen aus senkrecht stehenden Stand- oder Tragsteinen und waagerecht aufgelegten flachen Decksteinen, die zusammen eine Kammer bilden. Die vom Gletschereis glatt geschliffenen Seiten der Steine weisen immer zum Kammerinneren hin. Für intentionelle Bearbeitung der Findlinge eines Megalithgrabes durch seine Erbauer gibt es bisher nur einen einzigen Nachweis, wo ein – misslungener – Spaltversuch an einem Steinblock unternommen wurde. Die Grabkammern sind zumeist mit einem Eingang versehen, die – wie bei einer Gruft – für wiederholte Bestattungen geeignet waren. Sie wurden auf dem Erdboden errichtet und überhügelt oder aber auch (seltener) in den Boden eingetieft.
Die Großsteingräber hatten verschiedene Formen und vermutlich auch verschiedene Funktionen als Bestattungsorte, Kultanlagen und territoriale Kennzeichnung eines Siedlungsgebiets. Sie liegen zumeist auf den Hangzonen der Grund- oder Endmoränen, nur selten direkt auf einer Anhöhe. In den bisher mit Sicherheit nachweisbaren Befunden liegen die Siedlungen der damaligen Menschen und die Großsteingräber wie im Falle von Flögeln ca. 400 m und im Falle von Büdelsdorf knapp einen Kilometer voneinander entfernt und damit vermutlich am Rande der hauptsächlich zur Viehweide genutzten halboffenen Wirtschaftsfläche in der Umgebung der Siedlung. Sie können schon zur Zeit Ihrer originären Nutzung eine komplizierte interne Bau-, Um und Ausbaugeschichte aufweisen. In Schleswig-Holstein sind mehrere hundert Anlagen bekannt, ca. 120 stehen unter Denkmalschutz.
In der archäologischen Fachterminologie unterscheidet man grundsätzlich zwischen „Dolmen“ (aus dem Bretonischen für „Steintisch“), die ihren Eingang an der Schmalseite haben und die im holsteinischen Raum die überwiegende Zahl aller Anlagen darstellen, sowie „Ganggräbern“, die meist größer und durch einen unterschiedlich langen Gang an der Längsseite gekennzeichnet sind. Ganggräber wurden noch nicht – wie die Dolmen – in der Anfangsphase des Mittelneolithikums errichtet und weisen als die Kammer überdeckende Hügelform zumeist Rund- oder auch Langhügel auf. Nur bei den polygonalen Ganggräbern, die immer einen Rundhügel besitzen, gibt es einen nachweisbaren Formenzusammenhang zur Überhügelung. In den meisten Fällen weisen die Eingänge nach Osten oder Süden und in die dazwischenliegenden Richtungen. Über den inneren Aufbau dieser Anlagen sind wir durch die Untersuchung einzelner Gräber auch in unserer Region verhältnismäßig gut unterrichtet. So wurden die Leerräume zwischen den Steinen mit Trockenmauerwerk aus flachen Feldsteinen geschlossen. Der Fußboden bestand zumeist aus einem Steinpflaster mit einer Deckschicht aus Stampflehmestrich und/oder weiß gebranntem, krakelierten Flint. Nach der Fertigstellung der Steinkammer wurde darüber ein Hügel aus Lockermaterial, meist Sand, aufgeschüttet, der max. bis zur Oberkante der Decksteine reichte und heute meist aberodiert ist. Einfassungen aus kleinen Findlingen oder aus größeren Steinkonstruktionen, die für die Langbetten typisch sind, grenzten den Grabhügel von der Umgebung ab. Zur Errichtung der Großsteingräber waren Hilfsmittel wie Rollen und Hebel sowie der koordinierte Einsatz von Mensch und Zugtier nötig, um die tonnenschweren Steinblöcke bewegen zu können.
Für die Errichtung des Großsteingrabes von Kleinenkneten bei Wildeshausen in Niedersachsen wurde der Arbeitsaufwand mit Hilfe von Computermodellen berechnet: Bei diesem ca. 50 m großen, rechteckigen Langbett waren rund 110.000 Arbeitsstunden zur Errichtung der aus elf Tragsteinen und drei, max. 42 Tonnen schweren Decksteinen bestehenden Grabkammer sowie des Grabhügels erforderlich. Die Anlage hätte also von 100 Menschen bei täglich zehn Stunden Arbeit in etwa dreieinhalb Monaten gebaut werden können – wobei unklar bleiben muss, wie dieser Arbeitsprozess organisiert gewesen ist: War die gesamte regionale Population beim Bau eingebunden, waren nur ausgewählte Bevölkerungsteile dabei oder waren „Berufsgrabhügelbauer“ am Werk? Unzweifelhaft ist in jedem Fall allein für die Koordination der Arbeit das Vorhandensein einer zentralen Autorität, die theokratisch legitimiert gewesen sein dürfte. Jüngere und überregionale Ergebnisse zeigen dabei immer klarer, dass diese Anlagen durchaus nach konkreten Bauplänen errichtet wurden und dass spezialisierte Baumeister:innen bzw. sogar wandernde Bautrupps von Handwerkern die Arbeiten durchgeführt haben müssen, da sich die Existenz von fast identischen Anlagen in einzelnen Regionen sonst kaum erklären ließe.
Viele Großsteingräber sind im Mittelalter beim Kirchenbau, vor allem aber im späten 19. Jh. u. a. wegen des zunehmenden Bauholzmangels durch die damalige Übernutzung der Wälder als regelrechte Steinbrüche zur Fundamentierung von Haus-, Straßen- und Brückenbauten sowie für den Uferschutz genutzt worden. Einzelne Steine wurden auch zur Errichtung von Denkmälern oder als Feld- oder Einfahrtsmarkierungen benutzt. Außerdem dienten Megalithgräber vielfach auch als Sand- und Erdentnahmestellen. Ein Großteil der teilweise mehr als 5.000 Jahre alten Anlagen wurde auf diese Weise im Zuge der zunehmenden Industrialisierung und Mechanisierung des ländlichen Raums zu großen Teilen oder sogar vollständig zerstört. Ob es sich bei den Megalithanlagen tatsächlich um Gräber im eigentlichen Sinne handelt, wird derzeit intensiv diskutiert. Befunde von Skelettteilen, die sich nur teilweise im anatomischen Verband befanden, deuten darauf hin, dass wir vielleicht eher von „Beinhäusern“ mit Sekundärbestattungen sprechen müssen. Die primären Bestattungen sind möglicherweise für eine bestimmte, relativ kurze Zeit in den benachbarten Erdwerken vorgenommen wurden, bevor man die sterblichen Überreste zur dauerhaften Niederlegung in den Megalithgräbern wieder exhumierte. Diese Beobachtung mag auch eine Entwicklung im Laufe der trichterbecherzeitlichen Nutzung der Großsteingräber darstellen, die zu Anfang als Urdolmen klar für die Beisetzung einzelner Personen dienten. Die Kammern konnten jederzeit für Nachbestattungen bzw. neue Bestattungen geöffnet und genutzt werden und können bei guten Erhaltungsbedingungen Reste von mehr als 100 Individuen aufweisen.
Häufig wurden in der Grabkammer und vor den Eingängen der Gräber Feuer entfacht, die vermutlich mit den Bestattungsfeierlichkeiten, zu denen auch das Zerschlagen von Gefäßen und das Speisen ritueller Mahlzeiten gehörten, in Zusammenhang standen. Eine besondere soziale Funktion der Anlagen zeigt sich auch in der Auswahl der niedergelegten Grabbeigaben, unter denen z. B. ein im Vergleich zu Siedlungsfunden hoher Anteil reich verzierter, sorgfältig hergestellter Keramik zu finden ist. Die Megalithbauten sind damit in einem größeren Zusammenhang als Teil eines sehr komplexen Bestattungsbrauchtums – das anscheinend die gesamte Siedlungsgruppe unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialer Stellung umfasste – einzuordnen. Der Nachweis von verschiedenen nichtmegalithischen, regelmäßig angewandten Formen der Bestattung während der gesamten Trichterbecherzeit – wie z. B. Brandbestattungen, Bestattungen in Holzkammern und –särgen sowie Steinpackungsgräber oder „normale“ Erdgräber, die auch in Frestedt in Dithmarschen nachgewiesen werden konnten – unterstreicht diese Annahme und lässt derzeit keine Aussage darüber zu, was als „normal“ anzusehen ist. Die in Nordjütland häufig in der Nähe von Megalithgräbern errichteten „Totenhütten“ vom Typ Tustrup sind in Schleswig-Holstein bisher noch nicht nachgewiesen worden, obwohl auch ein in Flögeln im Elbe-Weser-Gebiet entdecktes kleines eingetieftes Haus ein Kultbau gewesen sein könnte.
In der jüngeren archäologischen Forschung wird die Bedeutung dieser Anlagen nicht mehr allein in ihrer Funktion als Grabkammern gesehen, sondern ihre vermutliche Bedeutung als Objekte der Territorialmarkierung, zur Absicherung von Herrschaftsansprüchen, als Orte der kollektiven Erinnerung im Rahmen eines Ahnenkultes sowie der Identitäts- und Traditionsbildung der Gruppe oder als Ergebnis von Konkurrenzsituationen z. B. durch Überbevölkerung oder bisher nicht in diesem Umfang bekannte Ansammlung von Werten tritt immer mehr in den Vordergrund. Solch eine Funktion dieser vom Menschen konstruierten Anlagen steht damit von der Form und der Sichtbarkeit her, aber sicher auch in der mentalen Wahrnehmung im völligen Gegensatz zu den Vorstellungen der älteren mesolithischen Jäger:innen und Sammler:innen, die sicher viele „heilige Plätze“ besaßen, die aber – vielleicht mit Ausnahme der in einigen Fällen auch aus paläo- und mesolithischem Zusammenhang bekannten kultischen Lesesteinhaufen – in keinem Fall vom Menschen extra dafür gebaut worden sind. Es scheint sich dadurch ein neues emanzipatorisch-autonomes Bewusstsein des Menschen gegenüber seiner Umwelt zu zeigen, das sich neben der Betonung einer bewussten Gegensätzlichkeit eben auch in einem „intensivierten Bewusstwerden der religiös-existentiellen Hinordnung auf die Gottheit“, in einer kontinuierlichen Ausgrenzung der Toten aus der Welt der Lebenden und in einer bisher nicht bekannten Betonung des Kollektivs der eigenen Gruppe bemerkbar macht.
Große Teile der Landschaft werden durch den Bau von Monumenten und die Einbeziehung von topographischen Bedingungen „ritualisiert“, womit vermutlich Wirkungen wie Überraschung, Angst und Zusammenhalt bei den Zeitgenossen erzeugt werden sollten. Eine verstärkte Errichtung solcher Anlagen in sozio-ökonomischen Krisenzeiten ist zu postulieren. Da die meisten Anlagen im späten 4. Jahrtausend v. Chr. erbaut wurden, aber teilweise noch Jahrhunderte während des späteren Mittelneolithikums genutzt wurden, stellt sich die Frage der Bedeutung dieser geradezu „rhetorischen“ Nutzungsweise, die anzeigen mag, dass hier sehr starke, historisch-traditionelle Ideen und daraus resultierende Zwänge gewirkt haben. Problematisch bei einer Interpretation der Funktion von Megalithanlagen ist immer eine mögliche Überlagerung durch (mehr oder weniger) moderne, sekundäre Bedeutungen, wie sie z. B. auch am Brutkamp in Albersdorf gut festzumachen sind.
Neuere religionswissenschaftliche Deutungen gehen davon aus, dass „der Stein in seiner Leblosigkeit ein Synonym für den Tod und das Nicht-Sein, in dem höchste Schöpfungskraft aktiv ist“ (Mahlstedt 2004), sei. In jedem Jahr müsse die Starre des Steines aufgebrochen werden, um neues Leben hervorzubringen. Vor dem Hintergrund dieser Interpretationsweise ließen sich auch die archäologisch nachweisbaren Rituale im Eingangsbereich der Megalithgräber gut erklären. Die Anlagen könnten also in diesem Sinne auch als „Orte der Transformation“ vom Leben in den Tod und umgekehrt zu verstehen sein. Sie wären dann in der Vorstellung der Menschen der Trichterbecherzeit das „geographisch lokalisierbare (…) Reich des Todes“, an denen aber auch – vermutlich im jahreszeitlichen Zyklus – die „Wandlung“ der verstorbenen, für eine bäuerliche Gesellschaft sehr bedeutsamen Ahnen geschah. Die Verwendung (und Herstellung) von weiß gebranntem Flint als Bodenmaterial für die Grabkammern und die zumeist feststellbare Ausrichtung des Ganges nach Südost (der Richtung des Sonnenaufgangs, von dem man sich im Gang in Richtung der Grabkammer nach Westen, der Richtung des Sonnenuntergangs, bewegt) mögen mit dieser Sitte eines rite de passage in Verbindung stehen.
Der sepulkrale Charakter der Großsteingräber scheint sowohl im Albersdorfer Raum als auch überregional vielfach lange über die Zeit der Erbauer dieser Anlagen hinauszureichen. Die Vorstellung, dass Steine Leben in sich bergen und dass man dort „die Kraft zu seiner Erneuerung fand“ (Mahlstedt 2004), scheint noch bis weit in die Bronzezeit z. B. in Form der auch im Albersdorfer Raum vielfach vorhandenen Schalensteine fortzuleben.
Form und Größe der im Albersdorfer Raum häufig nachzuweisenden, so genannten Langbetten – langrechteckigen, mit Findlingen eingefassten Erdhügeln mit mindestens einer Grabkammer – deuten darauf hin, dass sie sich an den zeitgenössischen Langhäusern orientieren und somit eine Art „Wohnsitz“ für die Toten sind, dies vermutlich auch im sozio-ideologischen Sinne. Eventuell ist die Idee der Langbetten sogar dadurch entstanden, dass man im Rahmen der regelmäßigen kleinräumigen Siedlungsverlagerung die alten Häuser stehen ließ, diese allmählich verfielen und somit die ersten langrechteckigen Hügel entstanden, die sehr wohl – man denke nur an die klar erkennbare Beziehung zu den Ahnen, die früher in diesen Häusern gelebt haben – das Vorbild für den intentionellen „Neu-Bau“ von Langbetten gewesen sein können. Nicht nur das „Grab“, sondern auch das „Haus“ hatten damals also offensichtlich Bedeutungen, die über ihre reinen Funktionen weit hinaus gingen und anzeigen mögen, dass die Verstorbenen sogar der wichtigere Teil der Gemeinschaft gewesen sein können.